1. Ist dies Ihr erster Aufenthalt in New York oder waren Sie bereits schon einmal hier? Was sind Ihre Eindrücke dieser Stadt? Was gefällt Ihnen besonders gut? Und was haben Sie bisher entdecken können?
Ich bin zum zehnten Mal in den USA und zum neunten Mal in New York. Man kann sagen, dass ich die Stadt ein bisschen kenne. Ich mag New York, deshalb komme ich auch immer wieder gern hierher zurück. Mich faszinieren die Lebendigkeit, Vielfalt und der Rhythmus auf den Straßen, die großartigen Bauwerke und Monumente, die wunderschönen Parks, aber auch, wie gerade jetzt, die vorweihnachtlichen Attraktionen.
2. Sie wurden in Tschechien geboren, sind in Bratislava aufgewachsen und leben nun seit fast 40 Jahren in Österreich. Was hat Sie dazu bewegt auf deutsch zu schreiben? Haben Sie jemals in Erwägung gezogen in einer anderen Sprache zu schreiben?
Seit ich mich erinnern kann, habe ich Geschichten erzählt. Zuerst meinen Freunden im Kindergarten, dann in der Schule in den Aufsätzen. Durch meine Übersiedlung nach Österreich dachte ich, dass das Erzählen in der Fremdsprache nicht funktionieren kann und versuchte mich damit abzufinden. Aber nach elf Jahren in meiner neuen Heimat war der Wunsch nach dem Erzählen wieder so stark, dass ich es versuchen musste. Und es hat von Anfang an funktioniert. Und weil ich meine Geschichten nicht jedem Einzelnen erzählen konnte, habe ich sie aufgeschrieben. Und zwar auf Deutch, in meiner neuen Hauptsprache.
3. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? An welchem Punkt in Ihrem Leben haben Sie sich dazu entschlossen zu schreiben? Gab es einen besonderen Moment in Ihrem Leben, der Sie dazu bewegt hat, diesen Weg einzuschlagen?
Zuerst war das Erzählen, später kam das Schreiben dazu. Als ich etwa 15 Jahre alt war, ist eine berühmte Jugendbuchautorin zu uns in die Schule gekommen. Ich kannte alle ihre Bücher und war von der Frau
total fasziniert. Ich weiß nicht, ob ich schon damals Schriftstellerin werden wollte, aber ich habe in dieser Zeit mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und Gedichten begonnen. Im Schreiben fand ich alles, was ich bis dahin vermisst habe.
4. Können Sie uns etwas über Ihren kreativen Prozess und Alltag erzählen? Wann und wo arbeiten Sie am liebsten? Macht die Umgebung dabei etwas aus? (Ist der Schreibprozess in New York beispielsweise ein anderer als in Österreich?)
Ich bin ein Morgenmensch und beginne zeitig in der Früh und arbeite bis Mittag. Im Sommer arbeite ich sehr gern im Garten unter unserem Nussbaum oder auf der Terrasse. Die Nachmittage verbringe ich meistens privat – mit Sport, Freunden oder Einkaufen. Aber wenn ich außerhalb unseres Hauses schreibe, verändern sich auch die Gewohnheiten. Üblicherweise kann ich mich in einer fremden Umgebung besser auf den Text konzentrieren und auch länger arbeiten. An schönen Orten, zu denen zweifelsfrei New York gehört, kommen noch Inspiration, Genuss und Beschwingtheit dazu.
5. Sie schreiben Bücher, Kurzgeschichten, Gedichte und Theaterstücke. Gibt es ein bestimmtes Medium, welches Sie vorziehen? Wie fällen Sie die Entscheidung in welcher Art jedes ihrer literarischen Projekte erzählt wird?
Wenn ich ein neues Thema habe, habe ich auch die Form. Das ergibt sich aus der Geschichte und dem Aufbau. In den letzten Jahren schreibe ich hauptsächlich Romane, weil man darin sehr schön ins Detail gehen kann. Ich kann in die Köpfe und Herzen meiner Figuren schauen, ihren Motivationen folgen und ihre Gefühle zu verstehen versuchen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt verselbständigen sich die Figuren, sie werden zu Freunden, deren Entscheidungen ich respektiere. Das ist ein faszinierender Prozess.
6. Dürfen wir Fragen an welchem Projekt Sie gerade arbeiten?
In New York werde ich meinen neuen Roman, an dem ich seit zwei Jahren arbeite, beenden. Den Titel möchte ich noch nicht verraten, weil er manchmal geändert wird. Aber nur so viel – es geht um das Anderssein, um die Akzeptanz und Ablehnung, Xenophobie und Rechtsradikalismus, aber es geht hier auch um Liebe, die über allem steht.