Sabine von Mering's Recommendation

This „Sommer Book“ recommendation is from Sabine von Mering, Professor of German and Women's, Gender and Sexuality Studies at Brandeis University. She is also a member of the affiliated faculty in the Environmental Studies Program and in the Creative Arts for Social Transformation minor. ☀️ Her book tip is "Jenseits von Hoffnung & Zweifel. Gedanken zum Widerstand in der Klimakrise" by AusgeCO2hlt (Unrast Verlag, 2023).
In diesem Buch beschäftigen sich Klimaaktivisti von ausgeCO2hlt mit der Aussichtslosigkeit angesichts der Klimakrise und wie sie sich innerhalb der Gruppe Räume schaffen für "radikale Ehrlichkeit", Verantwortung und neue Wege zur Veränderung. Ich lese viele Bücher zu Klimaaktivismus, aber keins hat bisher in dieser Deutlichkeit abgerechnet mit unserer "Hoffnungsabhaengigkeit", die gerade viele junge Menschen angesichts der brutalen Realität der steigenden Emissionen und Ungerechtigkeiten als Hohn empfinden. Mit ihrem Schwerpunkt auf die Gemeinschaft geben die Autor*innen aber dennoch ein Gegenbeispiel zu Vereinzelung und Hoffnungslosigkeit, inspiriert von Rebecca Solnit, Silvia Federici und anderen Kritikerinnen von Kapitalismus und "imperialer Lebensweise" (Brand/Wissen). In einem Moment, in dem Klimaaktivisti, die mit ihren Aktionen daran erinnern, dass die Regierung ihre eigenen Klimagesetze nicht einhält, kriminalisiert werden, ist ein solches Buch besonders wichtig. Es beschreibt den Widerstand in der Klimakrise als Aufgabe zum Schutz insbesondere derer, die zu dieser Krise am allerwenigsten beigetragen haben, und tut dies mit einer erstaunlichen Mischung aus Augenzwinkern, Wissenschaftlichkeit, und Einladung zum Aktiv werden -- in Form einer Reisebeschreibung (!), mit Gedanken zu Gepäck, Bergsteigen, und Fernweh etc. Ein wichtiges Buch für alle, die aktiv sein und trotz allem motiviert bleiben möchten!
»Oft ist davon die Rede, dass wir das Klima ›retten‹ müssen. Das klingt so, als könnten wir den Zustand der Welt irgendwann in eine sichere Schublade legen, dann Feierabend machen und Minigolf spielen gehen. Doch es wird nicht den einen mythischen Tag geben, an dem die Welt zum Paradies wird. Was nicht heißt, dass wir nicht gewinnen können. Wir können Zerstörung aufhalten, Lebensverhältnisse verbessern. Doch der Kampf um Klimagerechtigkeit wird nie vorbei sein.« Die Autor*innen schauen auf Narrative und Gruppenkultur in der Klimagerechtigkeitsbewegung. Sie prüfen, was ihnen Kraft gibt, politisch aktiv zu sein und was ihnen Energie raubt. Sie fragen, wie sie von einer Arbeitsweise wegkommen, die einem chronischem Ausnahmezustand ähnelt, hin zu einem widerständigem Leben, in dem sie langfristig zu Hause sein können.